Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kiechle,

ein ausgewogener Mobilitätsmix ist das A und O für die Attraktivität moderner Städte.
Die Bereitschaft zum Umstieg auf die Bahn wird ganz intensiv davon beeinflusst, welche Möglichkeiten es für den Weg von und zum Bahnhof hat. Das Fahrrad ist eine ideale, flexible, umweltschonende Ergänzung zu öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Weg von und zum Bahnhof. Doch dafür müssen bessere Voraussetzungen geschaffen werden:

1.  Miet-Räder – die ideale Ergänzung für Bahnfahrer

Für den gelegentlichen Bahnfahrer oder auch für Kempten-Touristen wären Miet-Räder am Bahnhof oder zum Bahnhof ein ideales Angebot.

Hierzu gibt interessante Komplett-Angebote wie Call A Bike von der Deutschen Bahn AG, bei denen der Anbieter der Kommune ein umfassendes Rundum-Paket von hochwertigen Rädern über Kundenservice bis hin zu integrierten Softwarelösungen wie mobilen Apps zur Verfügung stellt. Damit würde die klimaschonende, emissionsfreie Mobilität gefördert und ein zusätzliches Angebot für Touristen geschaffen, Kempten entspannt per Rad zu erkunden. Die genannten modernen Systemlösungen sind dabei über Website oder App auch für Ungeübte sehr einfach zu bedienen und für die Stadt im Betrieb ohne nennenswerten eigenen Verwaltungsaufwand zu betreiben.

 2.  Zusätzliche Radabstellanlagen – Fördermöglichkeiten nutzen!

Wer in Kempten aufs eigene Rad umsteigen will, wird oft bereits durch fehlende Radparkplätze ausgebremst. Radfahrende sind darauf angewiesen, dass sie ihr Radl abstellen können, ohne dass es anderen Verkehrsteilnehmern im Weg steht, gestohlen oder beschädigt wird. In Kempten stellt das ein Problem dar. Gute, komfortable und sichere Radabstellanlagen sind überall Mangelware, insbesondere an unserem Hauptbahnhof. Dort und anderswo brauchen wir gute Abstellmöglichkeiten.

Deshalb fordern wir von den Freien Wähler-ÜP Kempten e.V., dass an unserem Hauptbahnhof ausreichende und überdachte Radabstellanlagen errichtet werden. Die Stadt Kempten soll mit gutem Beispiel vorangehen und ein bedarfsorientiertes Angebot mit möglichst vielen Stellplätzen an unserem Hauptbahnhof schaffen. Nur so kann der wachsende Radverkehr bewältigt und der Umstieg aufs Rad gefördert werden – schließlich ist das Rad das umwelt-freundlichste, kostengünstigste, platzsparendste und schnellste Verkehrsmittel in der Stadt.

Die Deutsche Bahn hat hierzu eine Bike+Ride Offensive an Bahnhöfen gestartet.

Fakten rund um die Bike+Ride-Offensive:

  • Die Deutsche Bahn hat an ihren Bahnhöfen heute ca. 400.000 Radabstellplätze.
  • Bis 2022 sollen mit Förderung des Bundesumweltministeri-ums (BMU) 100.000 neue Fahrradstellplätze an Bahnhöfen entstehen.
  • 71% der Befragten sagen, dass Fahrradabstellplätze das Wichtigste sind, um mehr mit dem Fahrrad zu fahren (Umfrage Fahrrad-Monitor BMVI 2017).
  • 55% der Befragten erwarten von der Politik, für sichere Radabstellanlagen zu sorgen, und 43% erwarten von der Politik mehr Abstellanlagen.
  • Zehnmal größer ist das Bahnhofseinzugsgebiet mit dem Fahrrad gegenüber zehn Minuten zu Fuß: In zehn Minuten schafft man 700 Meter zu Fuß und mehr als 2,5 km mit dem Fahrrad.
  • Die Kombination von Fahrrad und Bahn ist oft schneller als direkt mit dem Auto in die Stadt zu fahren.
  • In den Niederlanden beginnt schon heute jede zweite Bahnfahrt mit dem Fahrrad. Jede zehnte Bahnfahrt wird mit dem Fahrrad fortgesetzt.
  • 85% aller Bike+Ride-Nutzer in den Niederlanden schließen ihr Fahrrad an Reihenbügel- oder Doppelstock-Anlagen ab, nur 15% nehmen das Angebot des zahlungspflichtigen Einschließens wahr.

Mit Fahrrad und Bahn unterwegs zu sein, fördert die Gesundheit und schont das Klima.

Die Deutsche Bahn Station  & Service AG hat hierzu gemeinsam mit dem Bundesministerium für Umwelt eine Offensive zur Realisierung von 100.000  Fahrradabstellplätzten an deutschen Bahnhöfen gestartet, die bereits seit dem 1. Januar 2019 attraktive Rahmenbedingungen schafft, um die Kommunen bei der kurzfristigen Errichtung von Fahrradabstellanlagen zu unterstützen.
Kempten kann in diesem Programm

  1. von einer anteiligen Förderung der Maßnahme in Höhe von 40% durch das Bundesumweltministerium
  2. von einer vereinfachten und Umsetzung durch vereinfachte Abläufe und
  3. von einer preisgünstigen Beschaffung standardisierter Fahrradparkanlagen profitieren.

 3.  Schnelle Radverbindung Hauptbahnhof-ZUM-Residenz jetzt realisieren!

Voraussetzung für ein attraktives Bike+Ride-Angebot ist aber selbstverständlich auch eine attraktive Radwegeverbindung vom Bahnhof ins Zentrum.

Bereits vor über zwei Jahren (vgl. Antrag vom 28.06.2017) haben wir beantragt, eine schnelle und sichere Radwegeverbindung auf folgender Trasse herzustellen:  Hauptbahnhof - Wiesstraße (Beginn am früheren Hauptpostamt) – raße (Beginn am früheren Hauptpostamt) – Bahnhofstraße (von Einmündung Wiesstraße bis Beginn Mozartstraße) – Königstraße – ZUM – Residenzplatz.

Bisher ist leider nichts geschehen und die Verkehrsverbindung für Fahrradfahrer vom Hauptbahnhof zur ZUM ist nach wie vor sehr gefährlich und mehrfach unterbrochen. Unabhängig von der Notwendigkeit, auch die Hochschule per Radweg ans Zentrum anzuschließen, stellt die genannte Achse die schnellste, steigungsärmste und sicherste Verbindung vom Hauptbahnhof ins Zentrum dar. Diese hat zudem den Vorteil, dass sich Radfahrer vom Bahnhof bis zum Forum Allgäu die Trasse nicht wie an der Bahnhofstraße mit besonders starkem Kfz-Verkehr teilen müssen. Bei der bereits beschlossenen Neugestaltung der Königstraße lassen sich Radwege ohne weiteres einplanen, so dass hier ein lückenloser, attraktiver Radweg vom Bahnhof bis in die nördliche Innenstadt (Residenzplatz) möglich ist.

Darum beantrage ich für die Stadtrats-Fraktion FREIE WÄHLER-ÜP, hinsichtlich

  1.  zusätzlicher Fahrradabstellanlagen am Kemptener Hauptbahnhof
  2.  eines Angebots an Miet-Fahrrädern am Kemptener Hauptbahnhof (Call-A-Bike der DB oder anderer Anbieter)

die beiden Angebote der Deutschen Bahn und die Möglichkeiten einer beschleunigten Realisierung zu prüfen und im nächsten Verkehrsausschusses vorzustellen und (1.) die eingehende Planung einer durchgehenden Radewegeverbindung Hauptbahnhof-Wiesstraße-Königstraße-ZUM unabhängig von späteren Vorhaben in der Bahnhofstraße im nächsten Verkehrsausschuss zu beschließen.

Mit freundlichen Grüßen
Für die Fraktion FREIE-WÄHLER-ÜP

Klaus Knoll
Stadtrat Kempten