15.12.2021
Name für die 10. Grundschule: »Sigmund-Ullmann-Schule«­

Die zehnte Grundschule steht kurz vor dem Spatenstich. Selten hat eine Stadt die Möglichkeit, eine komplett neue Schule zu bauen, neu in Betrieb zu nehmen und einen Namen zu vergeben.

Erinnerung und Bildung hängen in einer Zeit, in der es fast keine Zeitzeugen mehr gibt, untrennbar miteinander zusammen. Daher beantragen wir, der neuen Grundschule einen Namen im Kontext der Erinnerungskultur unserer Stadt zu geben.

Auch angesichts der nun aufgenommenen Arbeit der Kommission für Erinnerungskultur, halten wir eine „Sigmund-Ullmann-Schule“ für besonders geeignet, um an die frühere Kemptener jüdische Gemeinde zu erinnern, der Sigmund Ullmann ganze 28 Jahre bis zu seiner Deportation ins Konzentrationslager vorstand.

Die neue Schule entsteht in direkter Nachbarschaft zum Alpinzentrums des Alpenvereins, dessen Kemptener Sektion von den beiden jüdischen Bankiers Moritz Löb Einstein und Hermann Ullmann, dem Vater von Sigmund Ullmann, mitgegründet wurde.

Sigmund Ullmann selbst war auch ein begeisterter Alpinist, trat 1883 in die Alpenvereinssektion Kempten ein und war dort jahrzehntelang aktiv. 1908 erhielt er als Ehrenzeichen das "Silberne Edelweiß".

Noch im hohen Alter von 88 Jahren wurde Sigmund Ullmann im August 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 19. September 1942 starb. Er steht damit exemplarisch für die Verbrechen der Nationalsozialisten und die zahlreichen Opfer in Kempten.

Als Magistratsrat und Stadtrat war Ullmann als erster Jude überhaupt von 1912 bis 1924 für die Stadt Kempten kommunalpolitisch aktiv. Aufgrund seiner Tätigkeit als Finanzberater unter Bürgermeister Dr. Otto Merkt findet sich seine Unterschrift auf dem Kemptener Notgeld aus der Inflationszeit. Auch sein hohes Engagement für die Sparkasse Kempten ist mit seinem Namen eng verbunden.