01.03.2020
Vom autonomen Shuttlebus bis zur schnellen Radverbindung

Mit Spannung folgten die Gäste des Themenabends »Vernetzte Mobilität« den Ausführungen der FREIEN WÄHLER Kempten-ÜP, wie den Mobilitätsproblemen der Stadt Kempten beizukommen ist. Und die Probleme sind mannigfaltig, denn sie ziehen sich durch so gut wie jeden Bereich der Mobilität. Der Bedarf an Nacharbeit, Verbesserung und Modernisierung ist hoch. 

Bei ihrem Themenabend fokussierten sich die FREIEN WÄHLER dabei auf drei maßgebliche Themen: Radverkehr, ÖPNV und autonome Mobilität. 

Letzteres hat sich Alexander Hold, Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Bezirksrat, Stadtrat, Fraktionsvorsitzender, auf die Fahnen geschrieben – und schon einiges erreicht. Denn Hold präsentierte eine Machbarkeitsstudie für den Einsatz autonomer Shuttle-Busse in Kempten, die er bei der DB Regio Bus AG angestoßen hatte. Und diese Studie bestätigt dem Standort Kempten, dass der Einsatz von automatisierten Shuttle-Bussen sowohl möglich als auch sinnvoll sei. Kurzfristig realisierbar wäre dabei ein Ringverkehr auf der Strecke Kronenstraße –Freudenberg – Linggstraße – ZUM – Königstraße – Residenzplatz – Gerberstraße – Kronenstraße. Alternativ der Umweg über den Pfeilergraben, um den Zustieg auch für Nutzer des Parkplatzes Rottachstraße zu ermöglichen. Möglicher Betriebsbeginn: bereits 2021. »Mit diesem Angebot können sicher nicht die Probleme des ÖPNV gelöst werden. Der Shuttle-Verkehr kann jedoch in das bestehende ÖPNV-Angebot zur weiteren Erschließung des Stadtzentrums und als Anreiz, das Auto am Rande des Zentrums stehen zu lassen, und auch als touristische Ergänzung aufgenommen werden. Man sieht ja am Bähnle während des Weihnachtsmarkts, wie gut solche Angebote angenommen werden«, so Hold. 

Ein besonderes Ziel der FREIEN WÄHLER in diesem Zusammenhang ist, die Zusammenarbeit mit der Hochschule Kempten auszubauen. Denn die Stadt verfügt durch das GIS-System über eine hervorragende Digitalisierung der für neue Mobilitätsansätze notwendigen Geoinformationsdaten. 

Im Bereich »Vernetzte Mobilität« sollte nach Ansicht Holds mit dem Forschungszentrum (FZA) der Hochschule eine enge Kooperation von Praxis und Forschung eingegangen werden. Aber auch im Studiengang Fahrassistenzsysteme der Hochschule könnte sich im Bereich »Autonomes Fahren« eine Win-Win-Situation zwischen Forschung und Praxis ergeben. So könnte die Hochschule in Kempten neue Techniken erproben und die Stadt Kempten dadurch zur Vorzeigestadt im Bereich »Autonomes Fahren« werden. Denkbar sei hier zum Beispiel der Einsatz CO2-neutraler, autonom fahrender Kehrmaschinen, die nachts im Stadtgebiet lautlos für Sauberkeit sorgten. »Was bei der Rasenpflege inzwischen gang und gäbe ist, ist auch in anderen Einsatzbereichen längst keine Utopie mehr.« 

Im Umgang mit den Verantwortlichen der Bahn lässt Alexander Hold aber auch in Sachen barrierefreier Zugang zum Hauptbahnhof von der Ostseite (Eicher Straße) nicht locker: »Es kann nicht sein, dass der Freistaat für den barrierefreien Ausbau der Bahnhöfe Millionen Euro bezahlt, die Bahn den barrierefreien Ausbau der Ostseite aber von der Bezahlung durch die Stadt Kempten abhängig macht.« 

Ein weiteres Kernthema der FREIEN WÄHLER ist der Radverkehr. Zunächst erläuterte Stadtrat Klaus Knoll am Beispiel Füssener Straße, welche Schwierigkeiten sich im Einzelfall trotz intensiver Planungen z.B. durch geringe Straßenquerschnitte, durch unübersichtliche Grundstücksausfahrten und aufgrund der Eigentumsverhältnisse ergeben können, das Radwegenetz zu verbessern. 

Nach Ansicht der FREIEN WÄHLER sollte ein Schwerpunkt auf schnelle und barrierearme Radverbindungen aus allen Stadtteilen in die Innenstadt gelegt werden. So schwebt ihnen beispielsweise eine schnelle Radverbindung für den Kemptener Norden (Halde, Thingers) über die Innere Rottach, Stiftskellerweg, Weiherstraße und Wartenseestraße bis zum Hildegardplatz vor. 

Bereits seit drei Jahren setzen sich die FREIEN WÄHLER außerdem für eine schnelle Radverbindung vom Hauptbahnhof über die Wiesstraße, vorbei am Forum Allgäu entlang der Königstraße und der ZUM bis zum Residenzplatz ein. Denn insbesondere diese Verbindung wäre von enorm großem Wert für Pendler – und noch dazu schnell zu realisieren. »Bei der Neugestaltung der Königstraße muss dies unbedingt umgesetzt werden«, so Knoll. Um mehr Platz und Anreize für Pendler zu schaffen, müssten zudem die Fahrradabstellplätze am Hauptbahnhof deutlich ausgebaut, komfortabler gemacht und überdacht werden. Kurzfristig sollen das zusätzliche 160 Stellplätze sein. 

Unter der Überschrift »Fahrradoffensive für Kempten« haben die FREIEN WÄHLER hierzu bereits einen 8-Punkte-Plan mit Sofortmaßnahmen vorgelegt, der in drei Stufen in den Jahren 2020 bis 2022 umgesetzt werden könnte. 

Den dritten und umfangreichsten Schwerpunkt des Abends, das Thema ÖPNV, besetzte Martin Haslach, Geschäftsführer der MONA GmbH. Er tritt für den Ausbau des Busfahrplanangebots, die verbesserte Ausstattung von Haltestellen und attraktive Tarif-Angebote ein und befürwortet eine gezielte, offensive Subventionierung eines Abo-Systems mit Netzgültigkeit im gesamten Mona-Gebiet. 

Haslach setzt sich zudem für eine Verlängerung des abendlichen Linienverkehrs an Werktagen nach 20:30 Uhr um 2 Fahrten im Stundentakt ein. Eine Maßnahme, die sich bereits während der Festwoche, dem Stadtfest und im Rahmen der »Kemptener Einkaufsnacht« als sowohl machbar als auch sehr gut angenommen erwiesen hat. Außerdem sichere eine Verlängerung des Abendangebots, »dass man auch später am Abend noch sicher nach Hause kommt«, so Haslach. 

Bushaltestellen im Stadtgebiet sollten nach Ansicht Haslachs außerdem mit elektronischen Haltestellenanzeigern, also der Dynamischen Fahrgastinformation (DFI), ausgetastet werden. Was in anderen Städten bereits selbstverständlich sei, sollte auch in Kempten möglich sein. Denn auch für Kemptener Fahrgäste bedeute es einen erheblichen Qualitätsgewinn, wenn an Haltestellen die jeweiligen Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Busse in Echtheit und zuverlässig angezeigt würden.